- protestantische Ethik
- protestạntische Ethik,von M. Weber in seiner Schrift »Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus« (1905) eingeführter Begriff, mit dem er die ethisch-religiöse Entstehungsgrundlage des Kapitalismus und die ihn tragende Leistungsethik beschrieb. Nach Weber hat die kalvinistische Glaubenslehre und -praxis, besonders die Prädestinationslehre und die als innerweltliche Askese aufgefasste puritanische Lebensweise, zur Herausbildung der protestantischen Ethik geführt, die ihrerseits zur geistig-moralischen Grundlage der industriellen Leistungsgesellschaft geworden sei. Deren Säulen, Gewinnstreben, Marktrationalität, individueller Leistungswillen, werden durch die protestantische Ethik durchweg positiv bewertet; wirtschaftlicher Erfolg beziehungsweise Misserfolg wird theologisch als Zeichen der Erwählung beziehungsweise Verwerfung durch Gott (Prädestination) angesehen. Gegen die These Webers ist einzuwenden, dass weder J. Calvin noch der Kalvinismus die göttliche Vorherbestimmung des Menschen zum Heil beziehungsweise Unheil kausal in seinem wirtschaftlichen Erfolg beziehungsweise Misserfolg begründet sehen. Dagegen ist die in der reformierten Glaubenspraxis gepflegte puritanische Lebensweise (der Gewinn erfolgreichen Wirtschaftens wird nicht für den persönlichen Konsum verwendet, sondern dem Unternehmen wieder zugeführt) tatsächlich eine Wurzel des Kapitalismus geworden.
Universal-Lexikon. 2012.